Wir sind öko aus Überzeugung.
Unser Entschluss, ökologischen Landbau zu betreiben, war vor allem eine Entscheidung für den Schutz natürlicher Ressourcen und Arten!
In der Landwirtschaft handeln wir entsprechend der Bioland-Richtlinien. Kontrolliert werden wir von Grünstempel.Doch über diese Richtlinien hinaus und das, was der Gesetzgeber vorschreibt, widmen wir unseren Hof dem Naturschutz.
Wir wollen natürlich wissen, ob unsere Art zu wirtschaften positive Auswirkungen auf die Artenvielfalt auf Gut Krauscha hat: Seit 2011 lassen wir regelmäßig floristisch-faunistische Aufnahmen auf ausgewählten Flächen durchführen, um über die Jahre mögliche Veränderungen feststellen zu können. Für die Pflanzenwelt haben wir die Naturschutzberaterin Birgit Fleischer, für die Ornis Steffen Koschkar, für Insekten Andreas Scholz gewonnen. Lutz Zwiebel, mit seinen Wiederansiedlungsbemühungen von in Ostsachsen verlorengegangenen Pflanzenarten nimmt dabei eine Sonderstellung ein. Sven Büchner, Fachmann für Säugetiere, koordiniert alle Spezialisten und spricht Schutzmaßnahmen mit unseren Mitarbeitern aus der Landwirtschaft ab.
Das Büro für ökologische Studien Büchner & Scholz erarbeitet im Auftrag des SMUL (Sächsisches Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft) den sog. Betriebsplan Natur, in den Gut Krauscha seit 2016 eingebunden ist. Hier liegt der besondere Fokus auf den floristisch-faunistischen Besonderheiten, die teilnehmende Betriebe mitbringen und Maßnahmen, wie jene förderhin geschützt werden können.
Gefährdete Tierarten auf unserem Betrieb
Auch wenn unsere Erfassung lückenhaft ist, sind auf den Betriebsflächen von Gut Krauscha überdurchschnittlich viele bedrohte und seltene Arten kartiert. Exemplarisch seien genannt:
Das Rebhuhn
(Perdix perdix)
Durch Rodungen des mitteleuropäischen Baumbestandes im Mittelalter und der damit verbundenen Erweiterung des Ackerbaus wurde das Rebhuhn zum Kulturfolger und profitierte von der menschlichen Tätigkeit. So wurde es in Mitteleuropa zum Charaktervogel der Feldflur und Brachflächen.
Wegen der vielerorts ausgeräumten Landschaften haben Rebhühner ihre natürlichen Lebensräume weitgehend verloren. In der Oberlausitz sind die Bestände seit 1990 dramatisch eingebrochen. In der Umgebung von Klein Krauscha scheint aber eine kleine Gruppe überlebt zu haben.
Der Rotmilan
(Milvus milvus)
Dieser schöne Greifvogel ist unverkennbar durch seinen tief gegabelten, rostroten Schwanz. Er ist eine global hochgradig gefährdete Art, dessen Verbreitung fast ausschließlich innerhalb der europäischen Grenzen liegt. Die höchsten Dichten werden in den ostdeutschen Bundesländern verzeichnet – so auch bei uns! Da die Bundesrepublik immense Verantwortung für das Fortbestehen der Art trägt, ist sie verpflichtet, geeignete Lebensräume zu bewahren und die Entwicklung der Bestände zu dokumentieren.
Den Luftraum über Klein Krauscha nutzen gleich 4 Paare für die Nahrungssuche (2017). Nach Einschätzung der regional aktiven Ornithologen nahmen hier die Rotmilan-Sichtungen in den letzten 5 Jahren deutlich zu.
Die Kreuzotter
(Vipera berus)
Die ursprünglichen Habitate wie Moore oder offene Feuchtflächen im Wald spielen in Folge von Meliorationen nur noch eine untergeordnete Rolle. Daher werden zumeist Sekundärlebensräume wie trockene oder wechselfeuchte Wald- und Wegränder, Feuchtwiesen in Waldnähe und naturnah bewirtschaftete Teichgebiete besiedelt.
In Sachsen ist die Kreuzotter stark gefährdet. Der sogenannte Waldhof bietet durch liegengelassene Baumstubben und Betonfundamente aus DDR-Zeit genügend Sonnenplätze und Tagesverstecke, auch das Nahrungsangebot ist wegen der Nähe zu mehreren Teichen gut. So konnten wir hier mehrfach Kreuzottern sichten.
Gefährdete Pflanzenarten
Ackerflächen und Grünland sind hinsichtlich Artenvielfalt und Artenstetigkeit ebenfalls überdurchschnittlich ausgestattet. Insgesamt 122 Ackerwildkrautarten wurden gefunden, darunter gelangen Nachweise sehr seltener Arten wie Acker-Quellkraut, Kornrade, Lämmersalat, Acker-Zahntrost, Kleinfrüchtiger Frauenmantel und Gezähntes Rapünzchen.
Das Gezähnte Rapünzchen
(Valerianella dentata)
(aus der selben Gattung wie der Feldsalat) wächst in Getreidefeldern und Wegrändern und bevorzugt lehmig, tonige Böden. In Deutschland kommt die Art zerstreut bis ziemlich verbreitet vor. In Sachsen ist es stark gefährdet (Rote Liste, 2).
Birgit Fleischer hat das Gezähnte Rapünzchen an gleich 5 Standorten auf 3 unserer Schläge entdeckt.
Die Kornrade
(Agrostemma githago)
genauer Gewöhnliche Kornrade gehört zur Familie der Nelkengewächse. Ursprünglich war sie im Mittelmeerraum beheimatet. Als Ackerwildkraut, das auf Ausbreitung mit Saatgut angewiesen ist, ist es in Mitteleuropa nur noch selten anzutreffen, da durch die moderne Saatgutreinigung ihre Ausbreitungskette unterbrochen wurde. In Sachsen gilt sie als ausgestorben.
Trotzdem erlebten wir eines Sommers eine kleine „Explosion“ blühender Kornraden auf Gut Krauscha, zauberhaft anzusehen und nicht wirklich erklärbar. Obwohl wir die Bearbeitungsmethode seitdem nicht geändert haben, hat sich das Massenphänomen leider nicht wiederholt.
Die Glänzende Wiesenraute
(Thalictrum lucidum)
Ihr Hauptvorkommen besitzt die Glänzende Wiesenraute in nassen bis wechselfeuchten, nährstoffreichen Wiesen. Sie gilt als Stromtalpflanze – unser Hof liegt in der Neiße-Aue! Aus Ostsachsen sind seltene Vorkommen bekannt. In Deutschland gilt die Art als gefährdet. Bei uns wächst sie auf einer Wiese im Waldhof.
Einige leicht durchzuführende Maßnahmen zum Schutz der bei uns lebenden Tiere und Pflanzen:
- Als »Schmetterlingswiese« und Rückzugsmöglichkeit für Niederwild wird jedes Jahr rotierend eine Wiese nicht abgemäht.
- Bei allen anderen Wiesen bleiben bei der Mahd immer mehrere Streifen und Ränder stehen – aus demselben Grund: den Bewohnern und Besuchern soll nie die gesamte Lebensgrundlage auf einen Schlag entzogen werden.
- Gemäht wird von innen nach außen, um Wildtieren nicht den Fluchtweg abzuschneiden.
- Wertvolle, artenreichere Wiesen werden mit dem Balkenmäher gemäht, der aufgrund seiner lediglich schneidenden Arbeitsweise schonender mit den hier lebenden Insekten umgeht, als ein Rotationsmähwerk.
- Wildbienen lieben die steilen Wände der nicht zugeschütteten Pflugfurchen - 64 Arten wildlebende Bienen, Wespenbienen und Hummeln wurden bei uns nachgewiesen!
- Beim Holzmachen darf immer ein toter Baum als Specht-Resonanzkörper und -wohnung stehen bleiben.
- Vögel nützen beim Überflug von weiten baumlosen Flächen gern sog. Überhälter, also große Bäume, die beim Einschlag stehen bleiben.
- Obwohl unser BHKW unstillbaren Hunger nach Holz hat, bleibt immer mal ein alter Stubben extra liegen – möglich, daß irgendjemand gerade eine neue Wohnung sucht!
- Dort wo Braunkehlchen brüten, muß die Fläche weiträumig ungenutzt bleiben, um Nester und flügge werdende Jungvögel vor Prädatoren zu schützen.
- Eine hässliche DDR-Ruine auf dem Waldhof wird nicht abgerissen: der Fledermäuse wegen.
- Was die Straßenmeisterei über die Jahre auf Null weggepflegt hat, pflanzen wir nach. Birnen- und Pflaumen-Hochstämme sollen die verschwundenen Obstalleen, wenigstens soweit unser Land die Straße begleitet, wiederbeleben.
- Um die Naturverjüngung zu unterstützen, bekommen kleine Bäume bei uns eine „Tubex-Röhre“ umgebunden – bis sie groß und kräftig genug sind, dem Verbiss durch Rehe zu widerstehen.